An diesem Samstag passierte etwas ziemlich Abgefahrenes: Evelyne, eine Mangazeichnerin aus der Schweiz und ich trafen uns in Seoul. Mal so, mehrere tausend Kilometer von vielleicht … besser geeigneten Treffpunkten entfernt, haha. Aber andere treffen ihre Zahnaerzte waehrend des Urlaubs auf Cran Canaria. Und, zugegeben, das Teffen war ja auch geplant.
Da Evelyne auch so ein Maedchen ist, wie ich, dauerte der erste Teil unseres Treffens seeehr lang … Unser erster Stopp, zusammen mit Yam, meiner Mitstudentin, war Hongik University, wo wir einen Comic-Shop besuchten.
Etwas versteckt im Kellergeschoss eines anderes Gebaeudes aber dafuer riesengross und klimatisiert. Oh, sie haben Buecher von Herrn Jung-Gi. Oh, sie haben das Kikan S Magazine aus Japan. Oh Artbooks. Oh neue Manga … VERDAMMT!
Beweisphoto. Wir haben uns wirklich getroffen! Diese Pose habe ich erst hier in Korea gelernt, keine Ahnung XD.
Eine weitere Station, die nicht fehlen durfte: Der Kuenstlerbedarf! Bevor ihr jetzt alle durchdreht in Erwartung der geheimen Utensilien, die man dort bekommt … Ganz ruhig, liebe deutsche Mitbuerger. Wollt ihr ein Geheimnis erfahren?
Kommt mal naeher.
Noch ein bisschen.
Also.
Koreaner benutzen …
Deutsches Zeichenmaterial. Haha, da habt ihr’s!
Ja, die hochwertigen Sachen in diesem Zeichenbedarf kamen u.a. aus Deutschland. Aquarellfarben? Die von Schmincke. Radiergummies und Bleistifte? Von Staedtler. HAHA.
Ueberhaupt wird Deutschland hier sehr mit Qualitaetsprodukten gleichgesetzt. Es finden sich z.B. Laeden fuer hochwertige Inneneinrichtung mit dem Namen “Raum”. Und waehrend meiner Pedikuere (bin jetzt Tussi) sah ich einige “Diamantfeilen aus Solingen” im Nagelstudio … JAJA. Es ist also nicht so, dass wir nicht die entsprechenden Materialien zur Verfuegung haetten, um gute Comics zu produzieren ;-). Also, nicht die Feilen. Ihr versteht schon.
Was ihr also hier in Boesner oder im Zeichencenter Ebeling findet, werdet ihr auch in Korea zu Gesicht bekommen, also auch Hiro Federn oder W&N Tusche.
Ebenfalls als hochwertig angesehen, werden, na klar, die japanischen Produkte. Oben seht ihr die Federn, die man bekommt; halt die ueblichen Verdaechtigen G, Saji und Maru. Hab zugeschlagen. Ansonsten gab es Deleter-Papier, Pilot-Tusche und Copics. Der Laden war wirklich sehr aehnlich den bekannten (groesseren) deutschen Zeichenlaeden.
Danach liefen wir durch Strassen voller hipper Koreaner und machten Halt in einem Eisladen nahmens “Ice Spoon”. Dort schlugen wir natuerlich zu, ausgehundert und ueberhitzt, wie wir waren. Es gab Frozen Yoghurt fuer mich und Eiskaffee fuer die zwei anderen Damen. Ausserdem machten wir uns zu dritt ueber eine grosse Portion Patbingsu her, eine Eisspezialitaet, die es immer im Sommer gibt: Gecrushtes Eis mit suesser Bohnenpaste und (in unserem Fall) Gruentee-Eis.
… Aaah, nur davon zu schreiben, laesst mir das Wasser im Mund zusammenlaufen … Mehr zu solchen Suenden dann im Essen-Eintrag :-).
Danach fiel es Evelyne und mir sehr schwer, nicht noch in saemtlichen Make Up-Laeden halt zu machen aber ich erspare euch weitere Details.
Kommen wir zu dem Thema, ueber das ich eigentlich schreiben wollte: Unser Besuch des Cheonggyecheon!
Vielleicht habt ihr schon von diesem Kanal gehoert, es gab mal ein paar Fernseh-Berichte dazu. Frueher verschuetttet und Teil einer Schnellstrasse, ist er heute ein idyllisches Fluesschen, an dem man auch sehr gut sketchen kann :-). Der damalige Buergermeister beschloss, diesen mehreren Kilometer langen, ehemaligen Fluss wieder etwas aufzuwerten und vom Bauschutt zu befreien, unter dem er begraben war. Alles wurde bepflanzt, das Wasser gereinigt, Fische wurden angesiedelt. Natuerlich unter heftigem Protest der Regierungsgegner. Und teuer war das Unterfangen ebenfalls! Doch die Anwohner haben es schnell ins Herz geschlossen und heute gilt es unter Seoul-Besuchern als DAS DING, dass man unbedingt gesehen haben sollte.
Lucy, Yam, Evelyne und ich liessen uns dort also im Sonnenuntergang nieder und zeichneten ein bisschen. Waehrend meines Korea-Aufenthalts habe ich wieder mit dem Sketchen begonnen, es ist bestimmt 6 Jahre her, seitdem ich mein letztes Buch hatte. Ich muss erst wieder reinkommen in dieses freie, ungezwungende Zeichnen, ohne zu sehr ins Comichafte abzudriften aber es macht Spass!!
Ja, ich benutze einen Kuli aber so gewoehne ich mir wenigstens das staendige Radieren ab. Inzwischen sehen meine Menschen auch wie Menschen aus, nicht wie Manga-Aliens … Ich durfte auch Evelynes Sketch-Book sehen, mit ihren tollen wissenschaftlichen Zeichnungen von Pflanzen und Tieren *_*!
Es wird schwierig sein, diese Gefuehl der Freiheit und Ungezwungenheit wieder mit nach Deutschland zu nehmen. Manchmal macht mir der Gedanke an die Rueckkehr schon Angst … Zurueck in die Welt des Geldverdienens, die mich die letzten Monate unheimlich unter Druck gesetzt hat, auch wenn das Thema an sich nicht so akut ist. Vor einem halben Jahr waere ich nie so viel rausgekommen oder haette, Gott bewahre, ein Sketch-Book gefuehrt!
Auf dem Rueckweg waren wie noch bei einem Japaner essen und nutzten die Zeit mal wieder fuer interkulturellen Austausch zum Thema Mangazeichnen. Damit kommen wir zum letzten Thema dieses Eintrags: Ein Vergleich der Arbeitsverhaeltnisse fuer Mangazeichner Korea – Deutschland. Da ich noch einen ausfuerhlichen Eintrag darueber schreiben moechte, hier nur eine Zusammenfassung.
Deutschland SUCKT.
Ende.
Ok, werden wir mal nicht so profan.
Also, es ist wirklich ein bisschen traurig. Erinnert ihr euch an mein Gezeter darueber, dass deutsche Zeichner so auf sich alleine gestellt sind? Ich elaboriere:
Das Mangazeichnen lernen? Alleine Beibringen.
Das Arbeiten am eigenen Manga? Macht man alles selbst.
Reden uebers Projekt? VERBOTEN.
In Korea gibt es wie gesagt die Komacon Agency und das Webtoon-System und man ist eigentlich NIE alleine. Wer das Mangazeichnen erlernen moechte, geht dafuer in die grossen Bibliotheken; in die Abteilung der How to draw Buecher. Ich habe diese Regale gesehen. Mit Buechern zum Thema “Wie sitzt man auf einem Stuhl”. EIN BUCH. Voll mit Referenzbildern zum AUF EINEM STUHL SITZEN!! Oder LIEGEN. Oder LAUFEN. Wen man also fleissig geuebt hat, vielleicht zusammen mit seinem Mangazeichner-Lehrer (oder in Herrn JUNG-GIS Kursen) stellt man sich dem Web-Auftritt. Bekommt Feedback und hat die Chance, in einem Stufensystem aufzusteigen, an dessem Ende die 80 Besten stehen, die an den Einnahmen der Werbebanner beteiligt werden, die es auf die Plattform gibt. Die erste Probe kann man also im Internet bestehen.
Spaetestens dann wurde man sicher auch von Komacon angesprochen, die einem gerne unter die Arme greifen bei der Auswahl des Publishers oder der Druckerei. Oder sie passen auf, dass man bei der Vergabe der Rechte nicht ueber den Tisch gezogen wirst. Falls es mal zu einem Film kommt. JAJA.
Wenn man dann in einem der vielen Studios (Zusammenschluesse mehrere Zeichner) untergekommen ist, ist der Austausch eigentlich vorprogrammiert, da alle brav vor ihren Wacoms sitzen und eh ueber die Arbeit geschwaetzt wird. “Hey, ich hab in deinem Blog gesehen, dass du Material fuer dein neuestes Kapitel suchst, schau mal hier usw. usf. …” … Und spaetestens abends, wenn man zusammen einen Trinken geht, kann noch bis tief in die Nacht ueber das neueste Werk philosophiert werden.
HAH, waere so ein Kuenstler-Leben nicht schoen in Deutschland? Leider sind alle Verlagszeichner zum Schweigen verpflichtet und kann das wirklich der Weisheit letzter Schluss sein? Wenn eine Carlsen-Zeichnerin einer TOKYOPOP-Zeichnerin nichts ueber das neue Projekt erzaehlen darf? UNSER Projekt?
Ich schweife ab.
Wir haben diese Situation noch nicht aber wir taeten gut daran, ab und zu mal hierher zu schielen (oder jemanden darueber bloggen zu lassen, hallo!). Ich weiss nur eins: Die drei Jahre, in der ich in Berlin mit einer anderen Zeichnerin zusammengelebt habe, haben mich vor allem, was das Storytelling angeht, weitergebracht. Der Austausch unter Kuenstlern ist SO wichtig. Denn, machen wir uns nicht vor, wir neigen eh schon zur Depression, die uns so leicht erfasst. Der Kontakt mit anderen ist WICHTIG.
Japp.
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Also was das nicht-sprechen über Projekte angeht, kann ich nur zustimmen. Dabei mein ich nicht Verlagsprojekte, es fängt schon bei persönlichen Projekten an.
Ich merk das vorallem hier in Köln bei den Comiczeichnertreffen, man trifft sich zwar, aber ein wirklicher Gedankenaustausch findet kaum statt, weil sie alle Angst haben, dass ihnen jemand die Idee klauen könnte. Sketchbooks werden gar nicht erst mitgebracht.
(da fragt man sich echt, wozu man sich eigentlich noch trifft ~.~)
Das traurige daran, sie haben leider teils sogar recht damit!
Selbst Leute wo man dachte, man kennt sie gut, klauen einem eine Idee, ein Charakterdesign und wenn man sie drauf anspricht, wissen sie von nichts.
Was dann automatisch zum oben genannten Problem führt und sich jeder Zeichner, bei der Frage was er denn gerade so macht, recht wortkarg gibt.
Klar, das es dann in Deutschland schwer wird, Zeichner zu fördern, wenn jeder seine Sachen lieber für sich behält.
Ich weiss nicht, wie es in Berlin oder anderen Städten bei Zeichnertreffen ist, aber hier in Köln ist es auch aktuell leider immer noch so :o
Dabei wäre es doch soo einfach, wenn nur mehr Leute bereit wären, einigen Dingen offener gegenüberzustehen!
In Korea ist es wirklich so, dass es sehr wenig Geheimnistuerei gibt, was Projekte angeht. Vielleicht vergleichbar mit Online-Manga wie High Angle (Hallo Yaa!) oder Schwarzer Kater (Hallo Meno!). Besonders Yaa zeigt ja eigentlich alles, was ihr in den Kopf kommt, sogar die Storyboards (so weit ich weiss). Schadet es dem Projekt in irgendeiner Form? Nope, viel eher hat sie regelmaessig was zu zeigen. Und so aehnlich ist es auch hier. Lucy meinte sinngemaess, wenn es einer kopieren sollte, wissen eh alle anderen, wo es herkommt. Und sollte der Kopierer erfolgreicher sein, nun dann war sein Konzept am Ende vielleicht ueberzeugender. Natuerlich muss jeder Zeichner selbst entscheiden, wieviel er preisgeben will! Aber ein Verbot, darueber zu sprechen ist irgendwie ueberholt. Das hat man hier vor zwanzig Jahen gemacht.
Freut mich, dass ihr beiden euch getroffen habt. Ich hab aber von Anfang an fest damit gerechnet.
Zum Thema Austausch: Da hat sich biss´l was getan, man muss sich halt nur leider als Zeichner um den ganzen Scheiß selber kümmern.
Ich seh´s auch mittlerweile nicht mehr ein, dass man Verlagsprojekte immer nur im stillen Kämmerlein besprechen sollte. Im Gegenteil: Man sollte sich von Anfang an eine kleine Gruppe an Vertrauten zulegen, mit der man dann offen und möglichst offline kommunizieren kann. Allerdings seh ich genau bei dem Thema offline das große Problem: Grad für mich isses fast unmöglich, andere Zeichner mal spontan zu treffen, weil im Umkreis von etwa 200 km einfach keine wohnen.
Am besten hat man´s da dann schon in der Ecke Köln. In Berlin gibt´s auf alle Fälle auch so ein Zeeichnertreffen.
Allerdings würde ich´s in so ´ner Stadt auch nicht allzu offen machen. Man brauch schon echt seine kleine Expertentruppe, von der man weiß, dass alles was unter den Mitgliedern besprochen wird, auch dort bleibt, wo´s hingehört.
Vielleicht können wir ja noch mal ´ne Tokyopop-Zeichnerrunde in Hamburg zusammentrommeln. Einen Prototyp dessen hat´s ja schon mal gegeben.
Offlinetreffen sind natürlich das Ideal, aber das geschieht, aufgrund der Entfernungen, ja meistens auf Buchmessen in grossen Herden – wo dann schlussendlich über vieles geredet wird, nur selten über konkrete Projekte. :) Vllt sollte man das mal für Buchmessen einplanen: Eine kleine Runde Zeigen-Erzählen-Zuhören-Kritikgeben.
Mit einer engen Gruppe von Vertrauten find ich das aber auch online gut machbar! Geschlossene Gruppen auf Facebook, Skype…
Wobei eine Ateliersituation wie hier in Korea natürlich schon ideal wäre. :D Alle in ein Zimmer sperren und arbeiten lassen – Privatleben haben wir ja eh alle nicht.
Inga, danke für den Blogeintrag! Ich schnapp mir die Fotos (ich nehm nie wieder eine Kamera irgendwohin mit, haha) und hoffe, wir können das nochmal machen – im Moment sieht’s tatsächlich so aus, als würden wir nochmal nach Seoul hüpfen im September :D Grüsse an euch Zeichner – und wenn du nochmal bei Lee Jong-Boom vorbeischaust, richt ihm aus, dass ich Dr.Frost grad regelrecht verschlinge!
Hi Evelyne!
Sag Bescheid, wenn du nochmal hier bist, ich hatte viel Spass. Ausserdem sollten wir nochmal sketchen und shoppen ;-).
Naja, Evelyne zu treffen war nicht sooo hundertpro klar, weil sie ja irre weit weg wohnt. So Muenchen und ich quasi Kiel. Aber gluecklicherweise hat es ja geklappt, ermoeglicht durch einen Verwandtschaftsbesuch ^^.
Ja, wenn man nicht in Zeichnerhochburgen wohnt, isses klar, dass dann nur Skype o.ae. bleibt. So wird es Zeichnern auf dem Land hier auch gehen, bis sie sich entschliessen, in die grosse Stadt zu ziehen. Aber DANN sind Ateliers wirklich an der Tagesordnung.
Das mit der Zeichnerrunde in Hamburg ist ja schon lange im Gespraech un ich waere ebenfalls dafuer, dass endlich mal umzusetzen … Vielleicht im Dezember?
Eigentlich ist es nicht so, dass es gar keinen Austausch gibt. *Evelyne anguck*
Anderes, artverwandtes Thema: Was mich ein bisschen verwirrt hat jetzt war die aussage “man kann ja mal alle Tokyopop-Zeichner zusammentrommeln”, wo ja vorher bemängelt wurde, dass auch (und voralledem) unter Zeichnern verschiedener Verlage kein Austausch stattfindet.
Auf Messen selbst ist imho, selbst wenn man sich zusammensetzt, selten Zeit mal wirklich Austausch zu betreiben. Auch wenn man sich vor nimmt, mal einen “Termin” zu finden. Dann hat der eine wieder das und der andere jenes…
Für nächstes Jahr Buchmesse oder Erlangen ist daher lose geplant, mehrere Zeichner zusammen zu rotten und eine Woche vorab der Messe eine Ferienwohnung zu beziehen.
Freilich keine Atelierlösung… aber wer soll auch ein dauerhaftes Atelier bezahlen.
Ah, ja, die Facebookgruppen, haha :-) . Klar gibt es Austausch aber zögerlich und verunsichert. Ich schreibe jetzt absichtlich nicht, wer mit wem, denn ich will ja niemandem schaden, versteht du? Denn grad bei einem Verlag habe ich den Eindruck, dass sehr viel Wert auf Verschwiegenheit gelegt wird.
Und Evelyne hat mir gar nichts erzählt. Und ich habe ihr auch gar nichts erzählt. Alles klar ;-) ?
Es geht mir ja in diesem Posting nicht darum, dass unter den Verlagszeichnern nicht geredet wird, denn das wird ja, haha. Aber ich würde mir wünschen, das es hier irgendwann eine aehnliche Situation gibt, wie in Korea, nämlich das der Zeichner entscheidet, wieviel er vom Arbeitsprozess oeffentlich macht.
Wo habe ich im Post geschrieben, dass nur die TP-Zeichner zusammenkommen sollen? Bezieht du dich auf meine Antwort auf Davids Erinnerung an das schon lange geplante Tp-Treffen?
Aber wie du schon sagst, die Verstreutheit der Zeichner ist das grosse Problem … Wir brauchen eben eine Stadt der Comiczeichner und mehr staatliche Foerderung … Danke für dein Kommentar :-D !
Ist das necht so dass man niemandem von seinem Projekt erzählen darf?? Ich hab ja noch keinen Manga bei einem Großverlag gezeichnet. Aber über meine Graphic Novels durfte ich schwatzen so viel ich will… o.o
Nope, absolute Schweigepflicht! Bis alles steht und offiziell angekuendigt wird. Aber vielleicht aendert sich das ja demnaechst, wenn die Verlage merken, dass ein bisschen Hype vorher aufzubauen keine schlechte Idee ist …
Staedtler Bleistifte sehr schön, oder die von Faber Castell, um noch eine Marke zu nennen die auch gut im Ausland ankommt (;
Bezüglich des Ideen-Austauschs, ist das Verhalten deutscher Verläge wirklich ein wenig rückschrittlich bzw. übervorsichtig um es mal
anders auszudrücken. Ich meine es ist verständlich und auch gut dass der Verlag das Projekt und den Zeichner schützen möchte,
aber es wäre wahrscheinlich besser wenn man einfach mehr Vertrauen in das Urteilsvermögen seines Schützlings setzen würde und Ihm oder Ihr zu Beginn einfach sehr deutlich macht wo die Risiken liegen und man aufpassen solle wem man seine Ideen präsentiert, anstatt
demjenigen ein Schweigegelübde aufzuerlegen.
Ach ja, das ein oder andere Konzept zur Förderung zu übernehmen wär wirklich schön
Deine Erlebnisse in Korea klingen ja ziemlich spannend. Was die Geheimnistuerei um die Projekte angeht, so stimme ich dir nur zum Teil zu. Solange es nicht an die Öffentlichkeit dringt, kann man mit Freunden und Kollegen über sein Projekt soviel reden, wie man lustig ist. Sofern die die Infos nicht weiter geben. Selbst wenn sie bei anderen Verlagen sind. Während meiner Verlagszeit habe ich über meine Projekte auch mit anderen Verlagszeichnern gesprochen (von Carlsen und EMA) und sie hatten die Infos nicht weitergegeben. ;) Das sorgt dafür, dass man nicht vereinsamt. Ich kann die Verlage aber sehr gut verstehen, wenn sie mit der Bekanntgabe des Projektes warten möchten. Es hat doch nicht nur marketingtechnische Gründe, sondern dient auch dem Selbstschutz. Wir, also die Verlagszeichner, wissen doch, dass das Comiczeichnen nicht immer ein Zuckerschlecken ist, dass man im Vergleich zum Aufwand eher unterbezahlt wird und dass nicht jede Lebenssituation es erlaubt, ein Projekt fristgerecht oder überhaupt fertig zu stellen. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass es in der Vergangenheit Projekte gab, die aufs Eis gelegt wurden oder mit Verspätung erschienen. Da kann ich es persönlich gut verstehen, wenn ein Verlag eher warten möchte, bis das Ding fertig ist und dann damit an die Öffentlichkeit geht. Ob es zeitgemäß ist, ist natürlich eine andere Sache. Sicher, vieles könnte man noch verbessern. Aber die Szene ist noch jung und befindet sich ständig im Wandel. Es gibt ja mittlerweile Zeichner, die nicht mehr alleine arbeiten, sondern einfachere Aufgaben an Assistenten übergeben (die sie aus eigener Tasche bzw. dem Projekthonorar bezahlen). Es sind vielleicht Babyschritte, aber die Situation ist längst nicht so düster, wie du sie beschreibst. ;)
Klar, wir Zeichner sind ja auch dankbar fuer die Chance, die man erhaelt und machen deshalb so einiges mit.
Aber ich bleibe dabei, es schadet nichts, wenn der Zeichner den Arbeitsprozess eines Projekts im Blog der Offentlichkeit preis gibt, im Gegenteil. Vor drei Jahren haette ich dir vielleicht noch zugestimmt aber heute …
Gerade weil wir unterbezahlt und ueberarbeitet sind, kann ein positives Echo sehr viel Kraft geben. Ich rede ja nicht von einer grossen Werbekampagne, gleich, wenn der Vertrag unterschrieben ist.
Und machen wir uns nichts vor, ein Jahr Funkstille zwischen den Projekten, weil Reden verboten ist, ist der Todesstoss fuer die Popularitaet jedes jungen Zeichners …
Schau auch nochmal in meine Antwort an Ace, da habe ich alles weitere aufgefuehrt. Danke fuer dein Kommentar, Olga ^^!
Hey, aber keiner zwingt uns doch, einen Vertrag zu unterschreiben. ;) Das Problem ist eher, dass keiner von uns wirklich verhandelt hat. Sicher, die Veröffentlichung wird (vor allem am Anfang) als große Chance gesehen (und kann es auch sein), aber es wird zu wenig verhandelt. Nicht nur das Honorar kann ausgehandelt werden, sondern auch die Bedingungen. Wer hindert uns daran, dem Verlag vorzuschlagen, dass im Vertrag eine Klausel mit reingenommen wird, die sicherstellt, dass man (zumindest in Grenzen) Eigenwerbung betreiben darf. Man kann und sollte verhandeln.
Genau, wenn man miteinander redet, ist vieles moeglich. So habe ich z.B. vorgeschlagen, das erste Alpha Girl Kapitel (die Urversion) im Internet zugaenglich zu machen und der Verlag hat’s abgesegnet. Genauso wie s.B. Skizzen oder einen Alpha Girl Kalender fuer einen Wettbewerb. Also, du hast recht, reden hilft ;-).